Da sind wir

21. Juni 2014, irgendwann nachmittags. Wie die letzten Deutschlandspiele auch, wollen wir zum Public Viewing am Ozeaneum. Auf Grund der fortgeschrittenen Schwangerschaft ziehen wir Sitzplätze vor – sind also schon ziemlich früh unterwegs und schauen noch das vorherige Spiel. Es zieht sich zu und wird langsam kühler. Toller Sommer. Nieselregen. Wird ja immer besser. Wir setzen uns mit anderen Leuten etwas geschützt an einen Tisch. Der Hummel geht’s nicht so .. ab und an kriecht eine Wehe quer – Übungswehen ? Sie setzt sich mal kurz ab.

Als sie zurückkommt, sieht sie nicht besser aus. Wir beschließen, die kurze Regenpause zu nutzen und nach Hause zu gehen – auf der Couch sieht sich das Spiel ja auch nicht sooo schlecht. Kaum 50 Meter gekommen, fängt es wieder in Strömen an zu gießen. Wir machen alle paar Meter Pause, wird wohl doller mit den Wehen .. aber „ist alles OK“ .. Wir schleichen unsere Straße hoch – pausieren in jedem Türdurchgang.  Kurz vor dem Ziel verfalle ich noch in eine „Diskussion“ mit der Hummel – sie bietet mir an, ob ich nicht in unserem „Stammlokal“ das Spiel schauen möchte – sie schafft das schon. Ich lehne ab – so langsam wird MIR auch mulmig 😉

Oben schaffen wir es grad kurz auf die Couch – da huppt die Hummel schon wieder auf die Toilette. PLING – SMS .. „M. [unsere Hebamme] meint, wenn es noch ’ne halbe Stunde anhält, sollen wir doch mal im Krankenhaus vorbeischauen“. Ok. Jetzt kriecht doch bissl die Panik in mir hoch. Ich hol die Tasche. Die Hummel schleppt sich auf die Couch: „Kannst ja in der Halbzeit das Auto holen“. Das ist mir irgendwie nix mehr. Ich hole das Auto JETZT.

Kaum wieder oben (gefühlte 20 Minuten – in Wirklichkeit wohl eher 5), ist auch die Hummel damit einverstanden, vll. doch schon vor Ablauf der halben Stunde Richtung Krankenhaus zu fahren (dauert ja schließlich auch 20 – 25 Minuten). Wir also ins Auto, durch die Stadt (dank Deutschlandspiel ist ja nix los auf den Straßen), auf den Zubringer Richtung Greifswald. Zack ..  Handy .. Gottseidank™ habe ich die Nummer vom Kreißsaal gespeichert, als wir vor 2 Wochen da waren. Bäm – keiner geht ran. Wahlwiederholung. Wieder nix. Noch mal. Immer noch keiner. Die Nummer stimmt wohl nicht. Toll gemacht, Papa. Die Hummel ist quasi nicht mehr wirklich ansprechbar, sondern merklich mit sich selbst beschäftigt. Irgendwoher kriege ich dann doch eine richtige Nummer und komme bei der Einfahrt in Greifswald auch auf der Station raus. „Parken Sie einfach auf dem Storchenparkplatz.“ Dem WAS? Auf der Kreuzung kurz vor dem Abbiegen zum Krankenhaus das (1.) Tor für Deutschland. Ein guuuuutes Zeichen.

Storchenparkplatz? Kein Problem. Unübersehbar. Kriege dann sogar ich gebacken. Wir (also die Hummel, aber was solls) schleppen uns über den Krankenhausflur zur Entbindungsstation. Hebamme Romy empfängt uns. Erst mal kurz zur Untersuchung. Die Hummel haut noch einen raus: „Wenn das Übungswehen sind ..“ .. Romy grinst: „DAS sind keine Übungswehen“. Mit Deutschlandfahnen geschminkte Schwestern schauen rein. Das nehm ich zum Anlass, auch mal wieder nach dem Spiel zu schauen. 1:1. 1:2. „Ähm .. Hummel .. Ghana führt“ Als ob wir keine anderen Probleme hätten 😀 Naja, noch sind ja auch UNSERE WM-Mädels zum Anfeuern nicht da. Und Deutschland schießt sich ja doch noch zum Ausgleich. Also alles gut – wir können in den Kreißsaal wechseln.

So langsam kommt jetzt bei mir doch noch die „Erfahrung“ von den „Großen“ durch – soweit ich als Mann jetzt von Erfahrung sprechen kann. Irgendwie komm ich langsam wieder runter – während es bei der Hummel jetzt so richtig losgeht. Allerdings zieht es sich noch ein bisschen. Das Sternzeichen „Zwillinge“ rutscht uns ‚leider‘ durch die Lappen. 22. Juni 2014, 1:43 Uhr ist es soweit. Yin erblickt als erste das Licht der Welt. 1:49 folgt dann Yang. Alles gut. Alles geschafft. Alle geschafft 😉 Weil die zwei ja erst 33+5 sind, geht es direkt auf die Frühchenstation nebenan. Mama braucht noch Support und ein bisschen Erholung .. ich darf als erstes die Beiden auf der Neo besuchen. Es blinkt und piept überall. Irgendwie ein komisches Gefühl. Weil Frühchen sind mir ja auch was neues. Anfassen ist leider noch nicht. Nach einem Weilchen wird auch Mama reingerollt. Jetzt realisieren wir beide endlich – ab heute sind wir Zwillingseltern.

Gegen 5 verlasse ich das Krankenhaus und fahr erst mal ein paar Stündchen nach Hause. Zwillingspapa. Wow.

Dieser Beitrag wurde aus meinem ersten Blog übernommen und noch mal überarbeitet.

Kommentar verfassen